The International Cork Regatta 1902 - The Berlin View
Im Jahr 2014 schrieb Greg Denieffe über die Regatta in Cork und die Crew des Berliner Ruder-Clubs, die dort im Finale unterlag. (https://heartheboatsing.com/2014/12/16/the-international-cup-at-cork-regatta-1902-the-two-poem-regatta/). Wir Berliner möchten dieser Geschichte einige Aspekte hinzufügen. Denn diese Regatta ist bis heute im Berliner Ruder-Club nicht vergessen und birgt viele erzählenswerte Geschichten.
Die Chronik des Clubs berichtet, dass der Herzog von Connaught, ein Verwandter Kaiser Wilhelms II., den Kaiser auf die Ausschreibung der Regatta in Cork aufmerksam machte und ihn bat, eine deutsche Mannschaft zu entsenden. Der Kaiser wandte sich daraufhin mit dieser Bitte an Geheimrat Georg Büxenstein. Dieser war nicht nur Druckereibesitzer in Berlin, sondern hatte auch regelmäßigen Zugang zum Kaiser. Als junger Mann hatte er jedoch nach einem Streit über die sportliche Ausrichtung des Berliner Ruder-Vereins von 1876 diesen verlassen und gemeinsam mit Gleichgesinnten den Berliner Ruder-Club gegründet.
Büxenstein war an der Gründung des Deutschen Ruderverbandes beteiligt und Mitbegründer des Berliner Regatta-Vereins, der die Wettkampfregeln festlegte, deren Vorsitzender er wurde. Gleichzeitig überzeugte er den Kaiser, dass der Regatta-Verein mehrere Hektar Wald rund um die heutige Regattastrecke in Berlin-Grünau für 90 Jahre pachten konnte. Dadurch konnten sich dort Ruder- und Segelvereine ansiedeln, während der Regatta-Verein die Infrastruktur mit Tribünen und Bootshäusern schuf, die heute noch existieren. Von 1904 bis 1919 war Büxenstein Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes und stellte in dieser Funktion wichtige Weichen für dessen Entwicklung.
Als Ehrenvorsitzender des Berliner Ruder-Clubs lag es in seinem Interesse, dass sein Club Deutschland in Cork vertreten sollte. Es wurde beschlossen, eine starke und aussichtsreiche Mannschaft nach Irland zu entsenden, um die Stärke der deutschen Ruderei international zu demonstrieren. Die große Regatta in Grünau, rund um die Ausfahrt des berühmten Kaiserpreises im Vierer mit Steuermann, bot mit dem Verbandsachter eine ideale Möglichkeit für starke Mannschaften, sich zu beweisen und die Ehre zu erhalten, Deutschland in Cork zu vertreten.
Die Kosten der Expedition spielten zunächst keine Rolle. Bekannt war nur, dass sowohl der Regattaveranstalter in Cork, die Hamburg-Amerika-Linie des Norddeutschen Lloyds als auch sportbegeisterte Mitglieder des Clubs finanzielle Unterstützung leisten würden, sodass die Clubkasse nur im Rahmen einer normalen Regatta belastet wurde. Nach dem Sieg im Kaiser-Vierer und im Verbandsachter stand außer Frage, dass kein anderer Verein nach Cork geschickt werden konnte. Einzig die Länge der Rennstrecke von 3.200 Metern, die die gewohnten 2.000 Meter deutlich übertraf, gab Anlass zur Diskussion.
Am Freitag, den 11. Juli 1902, versammelte sich die Mannschaft – bestehend aus Kunith, H. Miaskowski, Pagels, Giese, F.A. Hemme, Fr. Hemme, Spremberg, E. Miaskowski und Gries – sowie die Ersatzleute, Trainer Willi Ullrich und der zweite Vorsitzende Tummeley. Letzterer wurde mit großem Jubel am Lehrter Bahnhof begrüßt, weniger wegen seiner Person, sondern vielmehr wegen seiner gut gefüllten Reisekasse. Nach einer Übernachtung in Hamburg ging es weiter nach Cuxhaven, wo die Mannschaft an Bord der „Blücher“ ging. Die raue Nordsee stellte einige Mitglieder der Reisegesellschaft auf eine harte Probe.
Nach einem Zwischenstopp in Southampton, wo die Gesellschaft im Hotel empfangen wurde, setzte sie ihre Reise fort. Die reservierten Zugabteile hoben die Stimmung – wenn auch nach einem kurzen Schrecken, als ein Ruderer verschwunden war. Dieser konnte jedoch noch rechtzeitig geweckt und in den Zug gesetzt werden. In Cork angekommen, wurden sie von Mr. Doherty, dem Sekretär des Regattakomitees, begrüßt und ins Temperance Hotel Metropole begleitet, das für die nächsten zehn Tage ihre Unterkunft war.
Der erste Gang führte zur Rennstrecke. Der Achter war bereits am 27. Juni gut verpackt in einer Holzkiste, zusammen mit dem Bootsdiener Schatzki, auf die Reise gegangen. Nun wollte man sicherstellen, dass das Boot unversehrt angekommen war.
Die Regatta selbst ist schnell beschrieben. Nach Siegen in den ersten Runden traf man im Finale auf die Mannschaft des Leander Clubs. Erwähnenswert ist, dass im Berliner Boot ein Ruderer wegen Sitzbeschwerden ausgetauscht werden musste. Dies dürfte jedoch kaum Einfluss auf den Ausgang des Rennens genommen haben. Den letzten Abend in Cork verbrachte die Mannschaft im Haus des Kaufmanns Harrington, dessen Frau Deutsch sprach und die Berliner auf herzliche Weise bewirtete. Eine Ausfahrt nach Queenstown und ein Frühstück im Royal Cork Yacht Club zu Ehren der Mannschaft bildeten den offiziellen Abschluss des Aufenthalts.
Ein Telegramm kündigte an, dass der Dampfer für die Rückreise drei Tage Verspätung hatte. So konnten noch einige Ausflüge in die Umgebung Corks unternommen werden. Nach einer überstandenen Überfahrt über die irische See nahm die Mannschaft in Southampton den Zug nach Berlin.
Ein Telegramm des Kaisers erwartete die Heimkehrer in Berlin. Darin beglückwünschte er sie zu ihrem Abschneiden und Auftreten. Doch damit endete die Geschichte noch nicht: Am 26. September 1902 traf der High Sheriff von Cork, Mr. Augustin Roche, in Berlin ein. Im Gepäck hatte er einen Ehrenbecher, den die Bevölkerung Corks als Erinnerung an die Wettkämpfe dem Berliner Ruder-Club gestiftet hatte.
Die Club-Chroniken betonen immer wieder, dass dieser Ehrenbecher nach dem Original gefertigt worden sei. Am 27. September fand ein Festessen im Hohenzollernsaal des Hotels Kaiserhof statt, zu dem 180 Mitglieder und Gäste eingeladen waren. Der Kaiser wurde durch Admiral von Tirpitz vertreten, der den Dank des Kaisers für die Gastfreundschaft aussprach. Im Verlauf des Abends wurde festgestellt, dass der Ehrenbecher 30 Flaschen Champagner fassen konnte – eine Gelegenheit, die man nicht ungenutzt ließ.
Den Cork-Pokal hält der Berliner Ruder-Club bis heute in Ehren. Die Regatta in Cork war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur internationalen Anerkennung des deutschen Rudersports. Unter Georg Büxenstein trat der Deutsche Ruderverband 1912 der FISA bei, um Starts bei Europameisterschaften zu ermöglichen. Der deutsche Rudersport blickte von nun an nicht mehr nur als Beobachter, sondern als aktiver Teilnehmer auf internationale Regatten. Der nach dem Original gefertigte Ehrenpokal sieht allerdings ganz anders.