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Als ich gegen 19 Uhr an dem alten Flughafen Otto Lilienthal eintreffe, bekomme ich zunächst einen kleinen Schreck: Ist denn wirklich niemand da, um unsere U19 zu begrüßen? Dann entdecke ich Clubkamerad Hans Grüttner. Nach einigen Nachfragen erfahren wir, dass die U19 Mannschaft aus Tokio kommend in München den Anschluss verpasst hat und mit dem nächsten Flieger gegen 20:20 Uhr erwartet wird. Also bleibt uns eine gute Stunde, die wir wartend bei einem Kaffee verbringen. Hans Grüttner erzählt mir, dass er früher oft hier in Tegel in den Flieger gestiegen sei, um Termine bei Kunden in Westdeutschland wahrzunehmen, denn in der Vorstellungswelt der Manager vieler westdeutscher Firmen lag Berlin damals in den Achtzigerjahren „irgendwo tief in der Sowjetunion“.

2019 gemeinsam geniessen

Die Zukunft zurück in Berlin: Anton und Alexander Finger mit Nikolaus Rossbach

Seit seiner Eröffnung im Jahre war das Tegeler Flughafengebäude für die Stadt Berlin tatsächlich so etwas wie das Tor zur Welt: Wir sinnieren über die Geschichte der Stadt: Ihr Schicksal unter Berlin-Blockade, Mauerbau, Luftbrücke usw. Wäre ohne den Einsatz der Amerikaner die Stadt in ihrer Insellage vielleicht früher oder später immer stärker in den Einflussbereich der östlichen Hemisphäre geraten? Wikipedia schreibt:

„Während der sowjetischen Blockade West-Berlins richtete die französische Besatzungsmacht zusammen mit US-amerikanischen Spezialisten und deutschen Arbeitskräften zur Unterstützung der Berliner Luftbrücke in 90 Tagen einen neuen Flugplatz ein. Auf dem Gelände in Tegel wurde sechs Wochen nach dem Beginn der Blockade ab dem 5. August 1948 mit dem Bau der damals längsten Start- und Landebahn Europas mit einer Länge von 2.428 m begonnen;“

Bevor wir in eine Retrospektive über die besondere Stellung Berlins in der Welt im Allgemeinen und Speziellen geraten, treffen wir auf unseren Sport-vorsitzenden Heiko Köpke, der sichtlich begeistert ist vom bisherigen Fazit der U19 und der U23. Er wagt die These, dass die U19 und U23 inzwischen verhältnismäßig besser dastünden als die Senioren, nicht zuletzt weil die U19 und U23 Athleten noch besser eingebunden blieben in ihr regionales Umfeld. Der Nationalkader würde nur noch bundesweit zentral in einem Leistungszentrum trainiert, wodurch die engen emotionalen Bindungen zum sozialen Umfeld litten. Die Lösung wäre Konkurrenz unterschiedlicher Leistungszentren in ganz Deutschland, aus denen dann je das beste Boot für die WM qualifiziert werden könnte. Wir diskutieren noch über die Konsequenzen, die sich daraus ergeben würden, als eine großes Begrüßungskomitee mit BRC-Fahne und Getränken eintrifft, um die siegreiche U19 Mannschaft, allen voran den (JM 4x) Weltmeister Alexander Finger mit Trainer Jonas Schützeberg zu begrüßen. Da zeigt sich der Zusammenhalt: Am Gate warten unter anderen Karsten und Anton Finger,  Bastian Faralisch (2013 World Rowing Junior Championship), unser  Junioren-Europameister Nikolaus Rossbach, Leon Schmitz, Trainer Adrian Bretting, uva. Freudig werden die Ankommenden empfangen, die ihre Kameraden sehr herzlich begrüßen. Man spürt die enge Bindung unter den Athleten. Sehr angenehm fällt das selbstverständliche und natürliche Auftreten auf. Ausgesprochen sympathische und bescheidene Weltmeister sind das! Vielleicht sind diese Ruderer in wenigen Jahren unsere Senior Champions?  Der Berliner Ruder-Club kann jedenfalls  stolz sein, an dieser Entwicklung teilzuhaben. Und man versteht, wie wichtig und nachhaltig die Investition in den Nachwuchs ist. Ein herausragendes Beispiel liefert Jonas Schützeberg, der nach seiner eigenen aktiven Zeit  (ua. Als Weltmeister im Leichtgew.-Achter 2012 ) nun als Trainer Gold nach Hause  bringt – nach Berlin! vq