Drucken

30 KM, 30 RUDERER, 1 STERN, 2 LEUCHTEN UND EINE ÜBERRASCHUNG

Es sollte eine große Herausforderung werden: 30km durch die Langune von Venedig. 30 Ruderinnen und Ruderer von Astoria und BRC waren gemeinsam an Pfingsten zu dieser durchaus tollkühnen Unternehmung aufgebrochen. Um die insgesamt vier Boote (3 x BRC 1 x Astoria)  bei Venedig zu Wasser lassen zu können, musste zunächst der schwerfällige und störrische Elefant von BRC-Bootsanhänger 1.200km von Berlin über die Alpen gezogen werden - der alte Hannibal (alias Norbert Chales de Beaulieu) lässt grüßen: "Aut inveniam viam aut faciam".

Obwohl eines der BRC-Boote, der Gig-Achter "Roter Stern", noch vor dem Start beim Einsetzen in das niedrige Wasser des venezianischen Kanals in der Nähe von „Ai due fanali“ (deutsch: Bei den beiden Leuchten) endgültig mit einem markerschütternden Krachen in zwei Teile zerbarst und infolgedessen einige Kameraden mit einer wesentlich kleineren, dafür desto abenteuerlicheren Tour im havarierten Boot zurück zum Bootsplatz am Tronchetto vorlieb nehmen mussten, war dieser Bootskorso mit viel Spass und guter Laune ein großes, ja ein unvergessliches Vergnügen!

Vom Wasser aus zeigte sich Venedig für die verbliebenen 21 Ruderinnen und Ruderer mal wieder von der schönsten Seite, denn bei herrlichem Sonnenschein zu Pfinsten braucht man nicht lange zu erklären, warum Venedig auch  "La Serenissima“ (deutsch: „die Heiterste“)  genannt wird:

Der Massenstart begann auch in diesem Jahr wieder an dem großen Becken zwischen dem berühmten Turm der Kirche San Giorgio Maggiore und dem Platz San Marco. Ein großes Aufgebot an Gondeln, Paddlern und Ruderbooten aus aller Herren Länder, teils karnevalesk geschmückt.  Nach einem Salutschuss zum Start geht der fröhliche Zug vorbei an den malerischen Inseln St. Elena Inseln Vignole, Sant'Erasmo und San Francesco del Deserto und  Burano. Erste Erschöpfungszeichen machen sich bemerkbar, wenn man Mazzorbo, Madonna del Monte und San Giacomo in Paludo passiert. Der Höhepunkt aber ist die Durchfahrt durch Murano! Bevor man in Venedig über den Canal Cannaregio wieder erreicht, muss man sich unter den fröhlichen Beifallrufen der Zuschauer durch ein Wirrwarr von Booten bis hin zum Canal Grande durchkämpfen. Wer glaubt, dass man im Zieleinlauf niemals mit Gegenverkehr rechnen muss, wird mitunter eines Besseren belehrt. Ganz und gar nichts für zimperliche Zeitgenossen! Da sind bei den Steuerleuten harte Nerven gefragt. Dafür wird man am Ziel an der Punta della Dogana bei San Marco mit frenetischem Jubel, Wasser und fliegenden Bananen empfangen. Bei allem Chaos merk man doch: Die Venetianer haben in der Ausrichtung solcher Veranstaltungen eine jahrhundertealte Tradition — schließlich hat das Wort "regata" seinen Ursprung im Venetischen und bedeutet so viel wie "Wettfahrt mit Booten".

Beim gemeinsamen, inzwischen traditionellen Ausklang im Restaurant „Ai Tre Archi“ konnten sich die Ruderinnen und Ruderer nach den Strapazen der langen Fahrt wieder ordentlich stärken. An dieser Stelle großen Dank an an den Initiator und Organisator der Reise, Dr. Johannes Weberling.

Wir hoffen auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr. Oder wie man auf italienisch sagt: "Ci vediamo la prossima volta!" Möge der Rote Stern dann wieder funkeln! Einen guten Eindruck von dieser Wettfahrt der besonderen Art vermittelt das offizielle Video.

 

Peter Becker

P.S. Unserem lädierten "Roten Stern" geht es inzwischen übrigens Dank Peter Beckers Hilfe in der Werkstatt wieder gut und er sagt, er kann bald wieder aufs Wasser gehen. Ein ganz großes Dankeschön an Peter Becker, ohne dessen Langmut und Geschick solche waghalsigen Abenteuer jenseits der Alpen wohl kaum durchführbar wären. v.q.