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BRC FRGG MRV wg. IGL

Unser Sportvorsitzender Heiko Köpke vertritt die Interessen unseres leistungssportorientierten BRC gegenüber dem DRV.  Der DRV war im Rahmen einer Leistungssport-Reform aufgerufen, ein Konzept gegenüber dem DOSB vorzulegen, wie er mit den bereitgestellten Mitteln künftig mehr Medaillen auf Olympischen Spiele gewinnen zu gedenkt. Dieses Konzept ist von hauptamtlichen DRV-Mitarbeitern erarbeitet worden, aber weitgehend ohne die Vereine anzubinden.

Dies ist auf Kritik bei vielen leistungssportorientierten Rudervereinen gestossen. Diese haben sich daher Anfang März in Frankfurt zur IGL  - Interessen-Gemeinsschaft der Leistungssport treibenden Vereine getroffen.

Die Liste der Vereine liest sich wie das Who is Who der Rudervereine.

Das Konzept selbst sieht vor, dass die Aktiven  (A- und B-Senioren) obligatorisch an den jeweiligen Zentren ihren Lebensmittelpunkt zu bilden haben. Diese sind wie folgt festgelegt worden: Männer Riemen: Dortmund, Männer Skull: Hamburg/Ratzeburg, Frauen Sull und Riemen: Berlin und Potsdam. Etwas pointiert formuliert: Zahlmeister sollen die jeweiligen Heimatvereine bleiben. Das Risiko einer Verlagerung des Lebensmittelpunktes verbleibt vollständig bei den Aktiven.

Unter Federführung von Stefan Bub (Frankfurter RG Germania) Martin Steffes-Mies (Mainzer-Ruder-Verein, Trainer dort in Rhl-Pfalz: Robert Sens) und Heiko Köpke (BRC) ist nun eine Erklärung der IGL an den DRV erarbeitet worden.

Für die nicht so im Verbandswesen involvierten geneigten Leser, hier noch einige Namen: Siegfried Kaidel ist der gewählte Vorsitzender des DRV und innerhalb des engeren dreiköpfigen DRV-Vorstandes zuständig für Leistungssport. Er ist zugleich disziplinarischer Vorgesetzter der DRV-Angestellten Mario Woldt (Sportdirektor) und Markus Schwarzrock (Cheftrainer).  Darüber hinaus gibt es noch ein erweitertes DRV-Präsidium mit diversen Fachressorts. Das Fachressort Leistungssport wird durch das Präsidiumsmitglied Uwe Graf (Ehrenmitglied BRC) geleitet. Der erwähnte Vorsitzende des Länderrates ist der LRV-Berlin-Vorsitzende Karsten Finger (BRC)

 

Und  hier nun die Erklärung der IGL im Wortlaut:

Entscheidungsstruktur und Umgangskultur im Leistungssport des DRVs

Das Vorgehen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Leistungssportreform des BMI/DOSB durch die Verantwortlichen des DRVs mag für einige Vereinsvertreter keine Überraschung sein, für erst kürzlich hinzu Gestoßene ist die Umgangskultur mehr als befremdlich. Keine oder nicht dokumentierte Beschlüsse von dem Fachresort Leistungssport, dem Präsidium und dem Länderrat sowie keine Einbeziehung der den Leistungssport tragenden Vereine in die Konzeption und Umsetzung beschreibt einen Führungsstil der weder von dem Verbandsstatuten abgedeckt ist noch das notwendige Vertrauen für eine konstruktive Zusammenarbeit schafft.

Dabei gibt uns das DRV Grundgesetz eine Organisationsstruktur vor, die alle wesentlichen Entscheidungen und Konzepte in der sachlichen Breite und der regionalen Tiefe zu diskutieren vorgibt. Die historisch begründbare organisatorische Schwäche einer fehlenden Kontrolle des Vorstandes ist unter heutigen Kriterien einer Corporate Governance nicht mehr akzeptabel, könnte jedoch bei umsichtigen Verhalten der Verantwortlichen bis zu ihrer Behebung überbrückt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Die vorgegebene Struktur wird durch nicht- satzungskonforme Maßnahmen ausgehöhlt und mit nicht abgestimmten Ideen eines kleinen Kreises ad absurdum geführt.

Das DRV Grundgesetz organisiert inhaltlich den Rudersport in sieben Themen, die durch ein Fachresort und jeweils einem Vorsitzenden abgedeckt werden. Die Vorsitzenden werden vom Rudertag gewählt und bilden zusammen mit dem Vostand, dem Vorsitzenden des Länderrates und der Ruderjugend das Präsidium. Die Abstimmung in der regionalen Tiefe geschieht durch das Organ des Länderrats. Er besteht aus den Vorsitzenden der LRVs und entwickelt zusammen mit dem Präsidium Grundsatzprogramme und wirkt in der Umsetzung mit. Das Grundgesetz schreibt die Einführung einer Geschäftsordung für die Fachresorts vor.

Diese Struktur ist im Bereich Leistungssport bewußt ausgehebelt. Es existiert ausserdem keine Geschäftsordung wie bei den anderen Ressorts. Die von der Satzung vorgeschriebene Führung und das vom Rudertag gewählte Präsidiumsmitglied ist durch ein Leitungsteam, bestehend aus Vorstandsvorsitzendem, Sportdirektor und Cheftrainer ersetzt. Zwei vom DRV mit Aufgaben Betraute und aus Mittel des BMI Bezahlte, Sportdirektor und Cheftrainer, bestimmen sich selbst, weil man davon ausgehen muss dass der Vorstandsvorsitzende noch sehr viele andere Aufgaben zu erfuellen hat. Das Hauptamt operiert ohne wesentliche inhaltliche Kontrolle und tritt entsprechend auf.

Es kann nicht mehr überraschen, daß zu dieser unausgewogenen Organsisation, der fehlenden Kontrolle des Vorstandes und der weitestgehende Selbstbestimmung der drei Verantwortlichen des Leistungssport in annähernd allen Aspekten, ein hohes Maß an Intransparenz hinzu kommt. Wie ist es sonst zu verstehen, dass bis heute eine Anfrage auf dem Rudertag eine regionale Aufteilung der Förderung aus Bundesmittel zu veröffentlichen dem Inhalt nach unbeantwortet geblieben ist. In diesem Umfeld des Misstrauens bleibt man der gut funktionierenden Gerüchteküche im DRV ausgeliefert.

Aus dem einmal initierten Teufelskreislauf von Intransparenz, fehlender Abstimmung und erzeugtem Misstrauen kommen alle Beteiligten nicht mehr heraus. Es passt dann in ein sich langsam verfestigendes Bild, wenn Sachthemen, wie die Deutsche Meisterschaften, nicht offen dargestellt sondern im Kleingedruckten versteckt dem Rudertag zur Entscheidung “vorgelegt” werden, wenn inhaltliche Auseinandersetzungen nicht statt finden und die Analysen von Sportdirektor und Cheftrainer flach bleiben. Der Sportdirektor erzählt, daß er nicht mit Vereinen spricht und sprechen muß. Der Länderrat hat bis heute dem Grundsatzprogramm der Sportreform nicht zugestimmt. (Konnte er auch nie. Er wurde nie gefragt.) usw… Die Vereine empfinden ihrer Verbandsführung als arrogant, das sich mit der Leistungssportreform ins Unerträgliche gesteigert hat. Dies ist schon einmalig, billigen wir doch grundsätzlich dem Verband als ehrenamtliche gefuehrte Organisation, gerade aus unseren Erfahrungen im eigenen Verein, ein relativ hohes Maß an Imperfektion zu.

Es gibt Auswege. Allerdings nur wenn die seit Verkündigung der IGL vom Hauptamt einsetzenden “Gegenmaßnamen” gegenüber den IGL Vereinen eingestellt werden.

Wir verlangen ein drei monatiges Moratorium in der Umsetzung der Reform, um die inhaltliche Arbeit, die eigentlich in 2016 hätte stattfinden müssen, zu erbringen.

Eine Arbeitsgruppe aus Vereinsvertretern und DRV erhält den Auftrag Lösungen zu erarbeiten wie wir als DRV/LRVs/Vereine an die BMI/DOSB Konzeption andocken können ohne sinnvolle Strukturen zerstören zu müssen.

Eine zweite Arbeitsgruppe erarbeitet Vorschläge wie Leistungssport treibende Vereine in die Gremien des DRV integriert werden und Entscheidungen im Bereich Leistungssport mitbestimmen können. Die Arbeitsgruppe hat ebenso den Auftrag ein Kontrollgremium des Vorstandes aus Vereinsvertretern und Größen des Rudersports vorzuschlagen.

Die IGL bringt heute schon einen Vorschlag in die Diskussion, der die satzungsgemäße Ausrichtung des Fachresorts Leistungssport wieder herstellen soll und wie folgt lautet:

  1. Das im Grundgesetz nicht vorgesehene und vom Rudertag auch nicht beschlossene Leitungsteam entfällt. Es obliegt dem Vorsitzenden des Fachresorts den Sportdirektor und Cheftrainer sowie weitere im Leistungssport Engagierte als Gäste ohne Stimmrecht einzuladen.

  2. Das Fachresort Leistungssport bekommt eine Geschäftsordung in der ihm die Aufgabe übertragen wird den konzeptionellen Rahmen und Ziele für die Arbeit des Sportdirektors und des Chefstrainers zu setzen. Es erhält Budget, Personal und Fachkompetenzen, die helfen die Einhaltung dieses Rahmens durch die Beauftragten sicher zu stellen.

  3. Das Fachresort Leistungssport wird von dem durch den Rudertag gewählten Vorsitzenden Leistungssport geführt und verantwortet.

  4. Neben einem Vertreter aus dem Länderrat, zwei Athletenvertretern und dem Vorsitzenden werden vier Vereinsvertreter von Leistungssport treibenden Vereinen, die mindestens die Verantwortung des Sportdirektors im Verein tragen ernannt. (Bestimmt aus dem Kreis der Vereine, die in den letzten 8 Jahren Athleten bei jeweiligen WMs und Olympischen Spielen hatten)

Wir können im DRV die gegenwärtige Diskussion als Chance begreifen und selbstbewußt den olympischen Leistungssport auf Basis einer modernen und ausgewogenen Organisationsstruktur mit Unterstützung aller voranbringen. Diese Unterstützung braucht der Rudersport heute wie morgen. Allein das Studium der Norminierungsrichtlinien 2017 und der darin avisierten Kostenselbstbehalte sowie fehlenden Kostenübernahmen werden dieses Jahr die Budgets der Vereine mit Athleten, die für international Aufgaben nominiert werden, signifikant belasten.

Heute sind wir von der Ausnutzung einer Chance weit entfernt. Es ist auch nicht erkennbar, daß die Kluft zwischen Verband und Vereinen kleiner wir. Alte Verhaltensmuster des Hauptamtes bestimmen die letzten Wochen. Heute stehen wir als fremdbestimmter Befehlsempfänger dar, das Hauptamt führt die Vereine an der Nase herum und ignoriert jegliche interne Sachkritik.

 

Olympische Ambitionen von Athleten und Sportverbänden in Deutschland

Höher, schneller, weiter.. das olympische Motto zieht seit über hundert Jahren Athleten, Sportorganisationen und Zuschauer an. Wir begeistern uns für Leistungen, die bis über die eigenen Potentialgrenzen gehen und mobilisieren und optimieren alle Erkenntnisse aus Medizin, Physik, Materialverwendung, um den Athleten die Ausweitung und Ausschöpfung ihres Potentials zu ermöglichen. Wir erwarten von unseren Athleten, daß sie ihre Zielsetzung nach Superlativen ausrichtet.

In der Organisation des Sports in Deutschland machen wir es uns, als die Verantwortlichen, im Gegensatz zu den Athleten relativ einfach. Ja es scheint, daß wir uns mit Unterdurchschnittlichem zufrieden geben. Wir passen lieber die Zielsetzung an. Wir vermeiden es uns einzugestehen, daß unsere Verbands- und Vereinsstrukturen seit Jahren auseinanderdriften und wir keine wettbewerbsfähigen Lösungen bieten, die Deutschland potentialgerecht Spitzenleistungen erzielen läßt. Die in 2016 verkündete Sportreform ist bestes Beispiel dafür, daß die Verfasser bereits in der Ursachenanalyse die Ziele sehr niedrig gehängt haben. Sie haben es z.B. versäumt die einfache Frage zu beantworten: Was kostet es pro Jahr um Athleten in Deutschland auf Olympia mit Medaillenchancen vorzubereiten? Vielleicht haben Sie diese Frage auch beantwortet, waren jedoch nicht bereit über ihren Beitrag von unter 10% des finanziellen Bedarfs zu gehen.

Für das Rudern ist diese Frage mit hinreichender Sicherheit beantwortet. Es kostet über Euro 50 Mio. (Stephan Bub ”Stellt Euch vor es gibt Olympia und keiner geht hin.” www.frg-germania.de) Inherent ist in diesem Modell unterstellt, dass wir alle Bootsgattungen beschicken können.

Wie realistisch ist diese Annahme? Folgen Sie mir bitte bei einem fiktivem Vergleich Deutschlands mit einer Ländergruppe, die in der Summe etwa unsere Resourcen erreicht.

 

Eine Analyse von Bevölkerung und Einkommenniveau bietet aufschlußreiche Ergebnisse.

CIA World Factbook                        2016         Ländergruppe**                   Deutschland

Einwohner Mio                                                         80.16                                80.7

Abhängigkeitsverhältnis                                            52 %*                              52 %

Abhängigkeitsverhältnis Jugend                               26 %*                              20 %

Wachstumsrate Bevölkerung                                     1 %*                               -0.16 %

Durchschnittsalter Jahre                                             40.9*                                46.8

Stadtbevölkerung                                                       81 %*                            75.3 %

Bruttosozialprodukt (BSP)                 Mrd $              3,839                               3,841

Per Capita                                            $                  47,891                               46,900

Arbeitskräfte                                       Mio                40.69                                45.00

Steuern vom BSP                                                       40 %*                               44,6 %

*gewichteter Durchschnitt

** Neuseeland, Australien, Niederlande, Schweiz, Litauen, Kroatien, Österreich, Irland, Estland, Dänemark

 

Abhängigkeitsverhältnis mißt Anteil der Bevölkerung, der nicht im eigenen Haushalt lebt.

Deutschland ist gemessen an Einwohner, Wohlstand und Struktur annähernd identisch mit einer Gruppe von zehn Ländern. Wir haben also die Einwohner und das Einkommen im Rudern sportlich das zu erzielen was diese zehn Länder erreichen.

Diese Ländergruppe hat folgende Medaillen in Rio erzielt*:

Medaillen in Rio                     Ländergruppe                                      Deutschland

Gold                                                    6                                                            2

Silber                                                  5                                                             1

Bronze                                               2                                                              0

Summe Medaillen                          13                                                             3

______________

*Es wurden nur die besten Ergebnisse pro Event gezählt. Z.B. M1x nur die Goldmedaille zählt

Bis auf den Frauen Achter hat diese Ländergruppe in allen Bootsklassen eine Medaille gewonnen. In 5 Bootsklassen wurden 2 Medaillen gewonnen.

Unseren 3 Medaillen stehen 13 Medaillen gegenüber. Dies entspricht 23,1%. Die Differenz von 23,1% zu 100% ist auch ein Masstab für das Unvermögen aller Beteiligten (BMI, DOSB, DRV und Vereine) den olympischen Sport effizient in Deutschland zu organisieren. Dabei bietet uns das deutsche förderalistische System den Vorteil Deutschland als ein Zusammenschluß von Ländern (Republik) zubetrachten, zu verstehen und in unserer Organisation des Leistungssports zu reflektieren.

BMI/DOSB/DRV haben die Frage aus ihrer Sicht beantwortet: Wie müssen wir uns in Deutschland organisieren um 3 Medaillen zu gewinnen?

Tatsächlich aber müßte die Frage lauten: Wie müssen wir uns in Deutschland organisieren, um 14 Medaillen bei den olympischen Spielen zu erreichen?

Allein die dazu notwendigen finanziellen Resourcen deuten auf die Antwort hin!

Sicherlich nicht durch Zwangszentralisierung der Disziplingruppen.

 

Bei weiteren Fragen rund um die IGL steht Heiko allen BRC-Mitgliedern immer gerne zur Verfügung. Er ist per Mail erreichbar unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!